Geistliche Impulse - Pfingsten 2023


Liebe Krippenfreundinnen!

Liebe Krippenfreunde!

 


Fünfzig Tage nach Ostern feiert die Kirche Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes! Doch wer ist denn eigentlich dieser Hl. Geist? Ich habe den Eindruck, er ist für viele der „unbekannte Gott“! Gottvater, den können wir uns irgendwie zumindest vorstellen, eben als Vater und auch seinen Sohn Jesus Christus. Er wurde in Bethlehem geboren, hat als Mensch gelebt, das Reich Gottes verkündet, Jünger gesammelt, er wurde schließlich gekreuzigt und er ist auferstanden. Aber der Hl. Geist? Er ist tatsächlich für viele der „unbekannte Gott“ oder? 

Und doch ist er da! Sonst gäbe es z. B. auch keine Kirche! Er ist ja übrigens die Seele der Kirche. Und ob er wirkt! Sehr machtvoll und voller Kraft: im Kleinen wie im Großen, in der Kirche und auch in der Welt!  

Dass sich Papst Franziskus z. B. derart für die Armen einsetzt, dass er so einfach und überzeugend lebt, dass er wie ein Magnet die Massen anzieht, dass er so entschieden für den Frieden in der Welt auftritt, dass er ein solcher Hoffnungsträger für die Menschen ist, das alles ist nur durch das Wirken des Hl. Geistes möglich! 

Oder dass sich in unseren Pfarren so viele Frauen und Männer als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stellen wie nie zuvor, ist ganz deutlich ein Werk des Hl. Geistes! Ebenso dass Mädchen und Buben mit Freude und Begeisterung zum Ministrieren kommen, während sich andere ausschlafen oder Fußball spielen. Auch wenn Christinnen und Christen Sonntag für Sonntag zusammenkommen, um Gott zu loben und zu preisen, spürt man, dass der Hl. Geist tätig ist. Das gleiche gilt, wenn sich Gegner die Hände reichen, Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe verstehen, sich Frauen organisieren, um Kranke regelmäßig im Spital zu besuchen usw. Immer dann und überall dort der Hl. Geistes mit im Spiel! - Und das alles, obwohl er für viele der „unbekannte Gott“ ist!

Was der Hl. Geist will, was er tut und kann, dafür finden wir in der Apostelgeschichte (vgl. Kap. 2) großartige Bilder. Wie ein Sturm fährt er in das Haus, in dem die Jünger sich voller Furcht verbarrikadiert haben. Er drückt die Fenster zur Außenwelt auf, er wirbelt als „frischer Wind“ alles durcheinander und bereitet dem neuen Weg Jesu die Bahn. Er ist Feuer und Energie, er löst die Zungen, er ist die Kraft von oben. Die Jünger, die sich ohne Jesus allein und ohnmächtig fühlen, fassen Mut. Sie, die bisher immer nur zugehört haben, beginnen zu reden und mutig aufzutreten. Ihre Predigt führt Menschen zusammen, die sich bis dahin nichts zu sagen hatten. - Und alles das geschieht und passiert auch heute. Man könnte noch viele derartige Beispiele aufzählen. 

Auf einer Gebetskarte, die ich bekommen habe, ist abgedruckt, was der Hl. Geist tut. Er wohnt in unseren Herzen. Er löst, was verhärtet ist. Er wärmt, was kalt geworden ist. Er schenkt Freude, wo Traurigkeit lähmt. Er heilt, was der Heilung bedarf. Er betet, wo wir nicht mehr beten können. Er stärkt unseren Glauben, wenn wir an Gott zu zweifeln beginnen. Er atmet in uns, wenn wir müde werden. Er lässt uns Tag für Tag spüren, dass Gottes Liebe und Treue unverbraucht sind. Er macht uns zu Zeugen für Jesus Christus! Soweit diese Gebetskarte. 

Pfingsten Deckenfresko Pfarrkirche Zirl - Foto (c) Klaus Gspan
Pfingsten Deckenfresko Pfarrkirche Zirl - Foto (c) Klaus Gspan

Jesus nennt den Hl. Geist die „Kraft aus der Höhe“; die Kraft, die Gott uns schenkt, damit unser Leben gelingt. Jesus nennt ihn „Tröster“, der uns unter die Arme greift, wenn wir am Boden sind. Jesus nennt ihn „Beistand“. Er hilft uns, bei Jesus zu stehen und auch bei ihm zu bleiben. Davonlaufen wäre oft viel leichter! Er gibt uns ein, wann wir reden und wann wir schweigen sollen, wenn wir Ja oder Nein sagen müssen. Dass wir beten und zuhören, einander aufrichten, Mut fassen und neu anfangen können: das alles und noch viel mehr tut und wirkt der Hl. Geist! Er ist der Geist Gottes, der uns hilft und motiviert, in der Spur Jesu zu bleiben.

Und wohlgemerkt: Auch der Glaube ist ein Geschenk des Hl. Geistes! 

Glauben heißt: sich zu Jesus bekennen und seine Auferstehung bezeugen! Das können wir aber nur im und durch den Hl. Geist, d.h. wenn der Geist Gottes uns hilft und dazu antreibt. 

In einem bekannten Lied singen wir: „Atme in uns, Hl. Geist, brenne in uns, Hl. Geist, wirke in uns, Hl. Geist, Atem Gottes, komm!“ - Als gläubige Menschen dürfen wir absolut darauf vertrauen, dass der Hl. Geist alles das tut; vorausgesetzt, dass wir ihm eine Chance geben. Denn automatisch kommt er nicht. Wir müssen ihn vielmehr darum bitten! Die Kirche tut das mit den folgenden Worten: „Komm, Hl. Geist, erfülle uns und mach uns neu!“ Ich meine: nicht nur zu Pfingsten sollten wir dieses Gebet sprechen; es ist täglich angebracht!

Und ein Letztes noch: als Gefirmte dürfen wir den Heiligen Geist ruhig strapazieren! Wenn wir ihm wenig zutrauen, wird er wenig wirken! Wenn wir jedoch alles auf ihn setzen, kann er Wunder wirken! 

 

Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer

Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs