Hochfest des Heiligen Josef von Nazareth


Liebe Krippenfreundinnen!

Liebe Krippenfreunde!

 


Neben dem göttlichen Kind in der Krippe und der Gottesmutter Maria gehört auch Josef zu den ganz Prominenten in jeder Weihnachtskrippe. Obwohl uns in der Bibel kein einziges Wort aus seinem Mund überliefert ist, hat uns Josef sehr viel zu sagen. Sein Denken und Handeln, seine Reaktionen und Taten, seine Art zu leben usw. sind viel wertvoller als noch so viele Worte. Denn Worte belehren, Taten jedoch überzeugen!

 

Josef war zunächst ein ganz normaler Zimmermann aus Nazareth. Er hatte sein Leben geplant. Er ging mit Maria, wollte mit ihr eine Familie gründen und vermutlich in Nazareth sein Geschäft weiterführen. Das Evangelium berichtet uns ganz nüchtern, dass Maria mit Josef verlobt war (Mt 1,18). Nach jüdischem Recht galten die Verlobten bereits als Mann und Frau, auch wenn sie noch nicht zusammenlebten. 

 

Und genau in dieser Zeit vor der Hochzeit bemerkt Josef, dass Maria schwanger ist. Von ihm ist das Kind nicht! Von wem dann? Was ist passiert? Ist ihm Maria untreu geworden? War es ein Seitensprung? Wer hat ihm seine Maria ausgespannt? Das kann doch nicht wahr sein? 

 

Dass Maria plötzlich schwanger ist, war in der damaligen Zeit eine höchst ernste Sache, ja geradezu eine Katastrophe. Denn auf Ehebruch stand nämlich die Todesstrafe durch Steinigung. Doch noch schwerer wog für Josef der Schmerz der vermeintlichen Untreue. Und er selber war bloßgestellt. Eine wahre Zerreißprobe für Josef. Er überlegte, wie er aus diesem Schlamassel herauskommen konnte. 

 

Für Josef jedoch war klar, dass er sich an Maria nicht rächen wollte. Dies hätte er allerdings leicht tun können, wenn er nur öffentlich gemacht hätte, dass sie nicht von ihm schwanger war. Doch Josef wollte Maria nicht bloßstellen. Und so hatte er vor, sie heimlich zu verlassen und zwar so, dass auf sie kein Schatten fällt, also in aller Stille (vgl. Mt 1,19). Ein Gewissenskonflikt sondergleichen. 

 

Mitten in diese bohrenden Fragen hinein hatte Josef einen Traum. Ein Gottesbote erscheint ihm, der ihn in die Geheimnisse Gottes eingeweiht hat. Dieser Engel sagt ihm, dass das Kind, das Maria erwartet, vom Gottes heiligem Geist ist (Mt 1,20)! Als Josef erwacht, glaubt er das menschlich Unmögliche. Er glaubt, dass dieses Kind von Gott ist. Und er vertraut Gott und er vertraut weiterhin seiner Verlobten Maria! 

 

Herbergsuche - (c) Krippenherberge Wildermieming
Herbergsuche - (c) Krippenherberge Wildermieming

Josef war somit der Erste, der an das Wunder der Menschwerdung Gottes geglaubt hat. Er hat als erster den Sprung gewagt, sich dem Großen zu öffnen, dass Gott in diesem Kind selber zu uns gekommen ist. Und er hat sich darauf eingelassen, Maria und das Kind, das sie empfangen und geboren hatte, zu sich zu nehmen und ihm Vater zu sein. 

 

Josef ist also ein imponierender Mensch. Er gehört zu den Großen in unserer Welt; nein, nicht zu den Großen, sondern zu den ganz Großen, zu den Größten! Im Grund steht er immer im Hintergrund, doch was er tut, wie er handelt und auf Gottes Wort reagiert, macht ihn groß. Er ist also kein Mann großer Worte, wohl aber ein Mann der Tat! Denn er tut einfach, was Gott ihm zumutet. Josef steht und geht - einfach im vollen Vertrauen auf Gottes Wort. Das macht ihn so imponierend!

 

Flucht nach Ägypten - (c) Krippenherberge Wildermieming
Flucht nach Ägypten - (c) Krippenherberge Wildermieming

Josef ist aber auch ein Hörender! Er versteht es, auf sein Herz zu hören. Er versteht es, auf die Botschaft des Engels zu hören. Er versteht es, die Sprache seiner Träume richtig zu deuten. Josef versteht es, auf Gott zu hören! Er lässt sich von Gott aufbrechen. Das macht ihn so faszinierend! Und auf Grund dieser Haltung wird Josef in der Hl. Schrift „gerecht“ genannt. „Josef, der gerecht war“ (Mt 1,19), heißt es! Das ist wohlgemerkt der größte Ehrentitel für einen Menschen: Josef, der Gerechte! 

 

Josef hat also für Jesus die Vaterrolle eingenommen. Wie lange Josef gelebt hat, wissen wir nicht. Das letzte Mal wird er in der Hl. Schrift bei der Osterwallfahrt mit dem zwölfjährigen Jesus erwähnt (vgl. Lk 2,48). Papst Pius IX. hat ihn im Jahre 1870 zum „Patron der Kirche“ ernannt und Papst Pius XII. zum „Patron der Arbeiter“. Der hl. Papst Johannes Paul II. nannte ihn in einem eigenen Schreiben 1989 „Beschützer des Erlösers“. Und Papst Franziskus hat zum 150. Jahrestages der Erhebung Josefs zum Schutzpatron der Kirche 2020 ein „Jahr des heiligen Josef“ ausgerufen. In diesem Zusammenhang hat Franziskus das folgende Gebet verfasst:

 

Sei gegrüßt, hl. Josef, du Beschützer des Erlösers 

und Bräutigam der Jungfrau Maria.

Dir hat Gott seinen Sohn anvertraut, auf dich setzte Maria ihr Vertrauen,

bei dir ist Christus zum Mann herangewachsen.

 

O heiliger Josef, erweise dich auch uns als Vater,

und führe uns auf unserem Lebensweg.

Erwirke uns Gnade, Barmherzigkeit und Mut,

und beschütze uns vor allem Bösen. Amen.

Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer

Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs

 

 

Hl. Josef - Ausschnitt Kirchenkrippe Inzing - Foto: Verband der Krippenfreunde Österreichs
Hl. Josef - Ausschnitt Kirchenkrippe Inzing - Foto: Verband der Krippenfreunde Österreichs