Gedanken zur Krippe und dem hl. Franz von Assisi


Liebe Krippenfreundinnen!

Liebe Krippenfreunde!

 

Franz von Assisi in der Krippe - Foto: Verband der Krippenfreunde Österreichs
Franz von Assisi in der Krippe - Foto: Verband der Krippenfreunde Österreichs

Am 4. Oktober feiern wir das Gedächtnis des hl. Franz von Assisi. Wie kaum jemand anderer hat dieser Heilige das Leben der Kirche nachhaltig geprägt. Seine Spuren reichen herein bis in unsere Tage. Italiens großer Dichter Dante Alighieri sagte über ihn: „Wie eine Sonne ging er in der Welt auf!“ Um 1181/82 in Assisi als Sohn reicher Eltern geboren, schenkte er nach einer lebenslustigen Jugendzeit seine ganze Habe den Armen. 

Der hl. Bonaventura schreibt, dass in Franz von Assisi die Güte Gottes, unseres Erlösers, auf Erden sichtbar geworden ist. Da er Jesus ganz ähnlich werden wollte, ist er ihm auf dem Weg einer völligen Armut nachgefolgt. In den Armen und Kranken hat er Christus gesehen. Diese radikale Christusnachfolge hat vielen Menschen angezogen. Gegen Ende seines Lebens empfing er die Wundmale Jesu. Dadurch ist er dem Gekreuzigten noch ähnlicher geworden. 1226 hat ihn der „Bruder Tod“ zu sich gerufen. 

Franz von Assisi hat eine „Armutsbewegung“ ausgelöst, die nicht nur der Kirche seiner Zeit gutgetan hat. Berühmt geworden ist sein „Sonnengesang“, in dem er die Geschöpfe als seine „Brüder und Schwestern“ lobpreist. 

 

Ohne ihn wäre die Welt ärmer. Ohne ihn gäbe es vielleicht auch keine Weihnachtskrippen, wie wir sie heute kennen. Auf alle Fälle war er es, der im Dorf Greccio im RietiTal in der Christnacht des Jahres 1223 zum ersten Mal die Weihnachtskrippe als geistliches Schauspiel mit lebenden Tieren inszenierte.  

 

Papst Franziskus hält in seinem Apostolischen Schreiben „Admirabile signum - Das wunderbare Zeichen“ (2019) dazu folgendes fest: 

„Die Franziskus-Quellen berichten ausführlich, was in Greccio geschehen ist. Fünfzehn Tage vor Weihnachten rief Franziskus einen Einheimischen namens Johannes zu sich und bat ihn um seine Mithilfe bei der Verwirklichung eines Wunsches: ‚Ich möchte nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Betlehem geboren wurde, und ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen‘. 

Gleich nachdem er dieses Anliegen vernommen hatte, ging der treue Freund los, um am vorgesehenen Ort alles Notwendige entsprechend dem Wunsch des Heiligen vorzubereiten. Am 25. Dezember kamen viele Brüder aus verschiedenen Gegenden nach Greccio, und es kamen auch Männer und Frauen von den umliegenden Höfen mit Blumen und Fackeln, um diese heilige Nacht zu erleuchten. Als Franziskus ankam, fand er die Krippe mit dem Heu, dem Ochsen und dem Esel. Der Anblick der Weihnachtsszene erfüllte die herbeigeeilten Menschen mit unsagbarer, nie zuvor erlebter Freude. Dann feierte der Priester über der Krippe feierlich die Eucharistie und machte so die Verbindung zwischen der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Eucharistie sichtbar. Bei dieser Gelegenheit kamen in Greccio keine Figuren zum Einsatz: die Anwesenden selbst stellten die Krippenszene dar und erlebten sie…

Der erste Biograph des heiligen Franziskus, Thomas von Celano, erinnert daran, dass zu der einfachen und berührenden Szene in jener Nacht noch das Geschenk einer wunderbaren Vision hinzukam: Einer der Anwesenden sah das Jesuskind selbst in der Krippe liegen. An diesem Weihnachtsfest im Jahr 1223 kehrte ein jeder ‚in seliger Freunde nach Hause zurück‘.“ 

So schildert Papst Franziskus in seinem Schreiben von 2019 wohl die erste Weihnachtskrippendarstellung. 

 

Was der hl. Franz von Assisi drei Jahre vor seinem Tod in Greccio begonnen hat, hat die Menschen damals so sehr beeindruckt, dass daraus mit den Jahren unsere Weihnachtskrippen entstanden sind. 

 

Franziskus, Kunstglasfenster in San Damiano, Assisi - Bild www.franziskaner.net
Franziskus, Kunstglasfenster in San Damiano, Assisi - Bild www.franziskaner.net

Dem Heiligen aus Assisi haben sich im Laufe der Jahrhunderte x-tausend Frauen und Männer angeschlossen. In Österreich, Südtirol und in der Schweiz leben zur Zeit über 130 Franziskanerbrüder in verschiedenen Niederlassungen. Ihr eigentliches Kloster ist aber die Welt.

 

Den Ordensgründer zeichnete eine unerschöpfliche Liebe zu allen Geschöpfen aus. Er predigte zu den Tieren und drückte seine Empfindungen in wunderbaren Gedichten und Gebeten aus. 

Das nun folgende Gebet aus seiner Hand ist in unseren Tagen aktueller denn je. 

 

 „Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,

dass ich liebe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo Streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;

dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt!“

 

 

 

Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer

Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs