Liebe Krippenfreundinnen!
Liebe Krippenfreunde!
Die Christbäume in unseren Wohnungen sind längst entsorgt. Doch in vielen Häusern stehen noch bis Lichtmess die Weihnachtskrippen. Das ist deswegen so, weil früher die Weihnachtszeit bis Maria Lichtmess gedauert hat.
Lichtmess - oder wie das Fest heute genannt wird: „Darstellung des Herrn“ - ist ein ganz und gar biblisches Fest. Denn nach dem jüdischen Gesetz mussten die Eltern 40 Tage nach der Geburt eines Knaben ihr Kind in den Tempel in Jerusalem bringen, um des dort Gott zu weihen, d.h. „darzustellen“.
Als nun Josef und Maria ihr Kind in den Tempel tragen, kommt es zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen dem Jesuskind und den beiden alten Menschen Simeon und Hanna. In diesen beiden begegnet der Heiland erstmals sozusagen offiziell seinem Volk Israel.
Simeon war gerecht und fromm und wartete sein Lebtag lang auf diesen Augenblick. Da nahm er das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel“ (Lk 2, 28-32).
Und die Prophetin Hanna war eine Witwe von 84 Jahren. Als sie das Jesuskind sah, pries sie Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten (Lk 2, 38).
Maria Lichtmess gehört zu den ältesten Festen des Kirchenjahres. Um das Jahr 395 berichtet eine Pilgerin, die das Heilige Land bereiste, dass in Jerusalem der 40. Tag nach Weihnachten „mit höchster Feierlichkeit“ begangen wurde.
Eine Predigt des hl. Bischofs Cyrill von Jerusalem deutet den Inhalt dieses Festes so: „Zündet freudig dem wahren Licht die Lichter an. Lichtertragend wollen wir IHM entgegengehen. So lasst uns heute voll Freude die Lampen festlich schmücken. Lasst uns als Kinder des Lichtes Christus, dem wahren Licht, die Kerzen entgegentragen“, so der hl. Cyrill, der 386 gestorben ist.
Weil wir am heutigen Fest „Jesus als das Licht der Welt“ feiern, ist bis in unsere Tage die Verbindung dieses Festes mit dem Licht der Kerzen geblieben. Deswegen werden heute vielerorts auch Kerzen geweiht und Lichterprozessionen abgehalten.
Obwohl - oder vielleicht gerade weil - es heute möglich ist, mit Glühlampen, Neonröhren und anderen Scheinwerfern 24 Stunden lang Arbeitsplätze und Freizeitwelten mit hellem Licht zu beleuchten, gibt es in uns die Sehnsucht nach der sich still verzehrenden Kerze, die ihr warmes Licht in den Raum ausstrahlt.
Die brennende Kerze ist zugleich aber auch eine ständige Mahnung an uns, selber Licht zu sein. Und als Christinnen und Christen wäre das ja auch unsere ureigenste Berufung! Das können wir aber nur dann, wenn wir uns immer wieder ganz bewusst unter jenes Licht stellen, das niemals erlischt. Und das ist Jesus. Nur wenn wir uns von ihm bescheinen lassen, können wir für andere Licht sein.
Das will uns auch das folgende Gebet - ein „Gebet an der Krippe“ - in Erinnerung rufen.
Manchmal fühle ich mich wie ein Licht. Wie eine Kerze, die im Dunkel leuchtet.
Ich habe genug Wachs, um zu brennen. Aber mit meiner Flamme habe ich es oft schwer.
Kommt ein Luftzug oder ein stärkerer Wind, dann flackere ich, dann werde ich unruhig
und habe Angst, im nächsten Augenblick zu verlöschen.
Manchmal aber brenne ich auch hell; so hell, dass das Dunkel um mich ein bisschen heller
und wärmer und freundlicher wird. Manchmal ist meine Flamme groß und stark.
Manchmal ist sie winzig klein. So klein, dass sie fast aus ist.
Guter Gott, schenke mir Kraft, wenn die Flamme ganz winzig wird und angstvoll flackert,
wenn es immer dunkler und kälter wird. Mach mich stark, dass ich wieder aufflackern kann,
wieder groß und hell werden darf.
Hilf mir, guter Gott, dass ich weiter brennen kann. Hilf mir, dass ich für dich brenne
und so für andere zum Licht werde.
Amen.
Um es noch einmal zu sagen: weil es der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ein Anliegen war, beim heutigen Fest wieder mehr auf Christus zu schauen, wird es nunmehr auch „Fest der Darstellung des Herrn“ genannt.
Ob Maria Lichtmess oder Darstellung des Herrn: immer geht es darum, dass wir uns von Christus, dem Licht der Welt, bescheinen und erleuchten lassen. Denn ER ist ja gerade deswegen Mensch geworden und in unsere Welt gekommen, um die Finsternis zu durchbrechen und die verschiedenen Dunkelheiten unseres Lebens zu erhellen!
Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer
Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs