Geistliche Impulse - Karwoche und Ostern 2022


Liebe Krippenfreundinnen!

Liebe Krippenfreunde!

 


Es gibt nicht nur Weihnachtskrippen, sondern auch Fasten- oder Passionskrippen. Sie versuchen auf ihre Weise, den Weg Jesu vom Einzug in Jerusalem, dem Letzten Abendmahl, der Ölbergstunde, der Gefangennahme, dem Prozess und der Verurteilung, dem Kreuzweg, der Kreuzigung und der Grablegung bis hin zu seiner glorreichen Auferstehung nachzuzeichnen und darzustellen. 

Es ist dies das „Pascha unseres Herrn“, d.h. der Durchgang Jesu vom Tod zum Leben, den wir jedes Jahr in den „Drei Österlichen Tagen“ vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu feiern. 

Fastenkrippe Kalvarienberg Zirl - Einzug in Jerusalem - Palmsonntag - Foto (c) Verband der Krippenfreunde Österreichs
Fastenkrippe Kalvarienberg Zirl - Einzug in Jerusalem - Foto (c) Verband der Krippenfreunde Österreichs

Nach dem Letzten Abendmahl, bei dem Jesus sich seinen Aposteln in den eucharistischen Zeichen von Brot und Wein geschenkt und damit die Hl. Messe eingesetzt hat, ging Jesus hinaus auf den Ölberg. Dort hat er mit seinem Vater im Himmel gerungen und sich dann seinem Willen hingegeben. Mit dem Verrat durch Judas und der Gefangennahme begann Jesus sein bitteres Leiden und seinen schweren Weg bis hin zur schmachvollen Kreuzigung.

Etwas allerdings sollten wir nie und nimmer vergessen: Jesu Kreuzweg ist noch nicht zu Ende! Er geht weiter! Jesu Kreuzweg ist nicht Geschichte, sondern beinharte Gegenwart. Denn Jesus leidet in all den Menschen weiter, die heute ein schweres Kreuz zu tragen haben, die unter der Last des Lebens leiden, stöhnen und oft genug auch zusammenbrechen. Und an all diese Menschen - bei uns und überall auf der Welt - denken wir immer dann, wenn wir auf Jesus blicken, seinen Kreuzweg im Geist mitgehen und zu IHM am Kreuz aufschauen.

Doch wohlgemerkt:

Für uns Christen ist auch die Passion, die Leidensgeschichte und der Kreuzweg Jesu, Evangelium, d.h. Frohe Botschaft! Denn wir hören dabei nicht nur, was geschehen ist, sondern auch warum Jesus diesen Weg des Kreuzes gegangen ist. Und zwar: aus Liebe! Aus Liebe zu uns! Jesus ist also nicht einfach hineingeschlittert ins Leiden. Sein Tod am Kreuz war kein Betriebsunfall. Jesus ist ganz bewusst diesen Weg gegangen. Und ER bleibt auch im Leiden der Herr!

Das Schriftwort: „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“ (Joh 19,37), erfüllt sich im Tod Jesu am Kreuz! Deswegen ist für uns Christen dieses Wort zum Bekenntnis und auch zur Lebensgrundlage geworden: „Wir werden auf DEN blicken, der am Kreuz sein Leben für uns hingegeben hat!“

Jesus ist aber am Kreuz nicht gescheitert. Er hat vielmehr am Kreuz den Tod besiegt. Denn Jesus ist auferstanden! Und das feiern wir Jahr für Jahr zu Ostern! Ostern ist also das Fest der Auferstehung Jesu! Und das heißt: Der Gekreuzigte lebt! Und diese unerhörte und frohmachende Botschaft verkündet die Kirche nun schon seit 2000 Jahren. Aber diese Botschaft von der Auferstehung Jesu hatte es immer schwer. Das fing bereits bei den Aposteln an. Sie konnten es einfach nicht glauben, dass ihr Meister und Herr wieder lebt! Sie haben doch gesehen, wie und dass er am Kreuz gestorben ist. 

Und als ihnen einige Frauen, die in aller Früh zum Grab geeilt sind, berichten, dass sie das Grab leer gefunden haben und ihnen Engel gesagt hätten, dass Jesus lebt und auferstanden sei, da hielten sie dies alles für Geschwätz (vgl. Lk 24,11). Es war also ein langer und beschwerlicher Weg, bis sich die Apostel zum Glauben an die Auferstehung ihres Herrn durchgerungen haben. 

Und so ist es bis heute geblieben. Manche behaupten, die Apostel hätten sich das alles nur eingebildet. Sie hätten die Auferstehung ihres Meisters erfunden usw. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu hat es also immer schwer!

Denn der Tod, das Böse, das Negative, das Zerstörerische scheint zu allen Zeiten größer, mächtiger und einflussreicher zu sein als das Leben! Der Karfreitag ist allgegenwärtig. Denken wir nur, was alles geschieht und passiert in der großen, aber auch in der kleinen Welt! Der Karfreitag zeigt, wozu der Mensch fähig ist! Ostern aber zeigt, wozu Gott fähig ist!

Beweisen allerdings können wir die Auferstehung Jesu nicht. Wohl aber ist der Auferstandene den Aposteln und vielen Frauen und Männern leibhaft erschienen. Er hat mit ihnen gegessen und getrunken. Und unzählige Christinnen und Christen haben als Zeuginnen und Zeugen für den Auferstandenen ihr Leben hingegeben. Und das geschieht auch heute noch!

Ostern ist also kein vergangenes Ereignis der Weltgeschichte, das lange zurückliegt und das einmal im Jahr mit Glanz und Gloria gefeiert wird. Ostern ist vielmehr ein Fest, das ins ganz konkrete Leben greift, d.h. eingreifen möchte!  

Für uns Christen wird das deutlich an jedem Sonntag. Denn jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest! Es wird deutlich bei jeder Messfeier, wenn wir nach der Wandlung feierlich bekennen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir!“ Es wird für uns deutlich immer dann, wenn wir an einem offenen Grab stehen. Nur wenn und weil Jesus auferstanden ist, können auch wir auf die Auferstehung hoffen und an sie glauben! - Und noch etwas: Jesus Christus lebt nicht deswegen weiter, weil die Kirche ihn verkündet. Nein! Es gilt vielmehr: Die Kirche verkündet Jesus Christus, weil er wirklich lebt!“ Und mit IHM dürfen auch wir leben! Das ist die frohe Botschaft von Ostern! 

 

Auferstehung (c) Passionskreuz Bad Vigaun
Auferstehung (c) Passionskreuz Bad Vigaun

In einer Zeitschrift wird dies so ausgedrückt: „Seit Ostern ist etwas anders geworden. Es ist kein Verlass mehr darauf, dass das Leben mit dem Tod wirklich aus ist. Es ist kein Verlass mehr darauf, dass es besser wäre, ohne Auferstehungshoffnung zu leben. Seit Ostern hat sich eine neuartige Hoffnung in die Gedankengänge der Herzen eingeschlichen. Seit Ostern muss der Tod mit dem Leben rechnen!“ Und genau diese Hoffnung und Zuversicht wünsche ich uns allen!

 

Denn der Herr lebt! Er ist auferstanden! Halleluja! 

  

Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer

Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs