Geistliche Impulse - Karwoche und Ostern 2023


Liebe Krippenfreundinnen!

Liebe Krippenfreunde!

 


Liebe Krippenfreundinnen und Krippenfreunde!

 

Die Fastenkrippen zeigen uns manche Szenen der Leidensgeschichte Jesu und seiner Auferstehung. 

Die letzte Woche der vierzigtägigen Fastenzeit ist die Karwoche. Das Wort „Kar“ kommt aus dem althochdeutschen „kara“ und heißt Wehklage und Trauer. Die Karwoche wird auch die „Heilige Woche“ genannt, weil wir in diesen Tagen den Leidensweg Jesu bis zu seiner Auferstehung gehen. 

Die Karwoche ist zweigeteilt. Der erste Abschnitt beginnt mit dem Palmsonntag und reicht bis einschließlich Mittwoch. Der zweite Teil vom Gründonnerstag bis zur Osternacht sind die „Drei Österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und von der Auferstehung des Herrn“. In diesen Tagen feiern wir das sog. „Paschamysterium“, den Durchgang Jesu vom Tod zum Leben. Diese Tage bilden den Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres. 

 

Am Palmsonntag gedenken wir des Einzugs Jesu in Jerusalem. Jesus kommt nicht hoch zu Ross in seine Stadt, sondern er reitet auf einem Esel. Denn er ist nicht ein Kriegs-, sondern ein Friedenskönig, ein König der Herzen! Die Menschen huldigten ihm dabei, indem sie ihm mit Palmzweigen zujubelten und „Hosanna“ (Bring doch Hilfe! oder Lobet den Herrn!) riefen!

 

Einzug in Jerusalem am Palmsonntag von Waltraude Lechner - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs
Einzug in Jerusalem am Palmsonntag von Waltraude Lechner - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs
Letztes Abendmahl von Alois Kirchmair - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs
Letztes Abendmahl von Alois Kirchmair - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs

 

Am Gründonnerstag beginnt mit der Messe vom Letzten Abendmahl die Feier der Drei Österlichen Tage. Im Mittelpunkt steht dabei die Einsetzung der hl. Eucharistie. Jesus nahm Brot in seine Hände und sprach: „Das ist mein Leib“ und den Kelch mit Wein und sprach „Das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird“ (Lk 22,19f). Mit den Worten „Tut das zu meinem Gedächtnis“ beauftragt er seine Apostel und in der Folge dann alle Bischöfe und Priester, immer wieder die Hl. Messe zu feiern. 

 

Der zweite Brennpunkt des Letzten Abendmahles ist die Fußwaschung (Joh 13,1-15). Sie weist auf die innerste Haltung Jesu hin. Denn er ist nicht gekommen, um zu herrschen, sondern um zu dienen. Mit den Worten: „Wenn ich euch die Füße gewaschen habe, dann müsst euch ihr einander die Füße waschen“, nimmt Jesus auch uns in die Pflicht. Denn die dienende Liebe ist das Erkennungszeichen von uns Christinnen und Christen.  

Fußwaschung von Angela Tripi - Krippenherberge Wildermieming - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs
Fußwaschung von Angela Tripi - Krippenherberge Wildermieming - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs

Nach dem Letzten Abendmahl ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus auf den Ölberg. Dort hat er Blut geschwitzt und mit seinem himmlischen Vater gerungen. Ganz seinem Vater ergeben, begann Jesus sein Leiden und Sterben für uns Menschen. Nach dem Verrat durch Judas wurde er gefangengenommen, verhört und schließlich zum Tod am Kreuz verurteilt. 

Dein Wille geschehe – Szene am Ölberg von Manfred Priester - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs
Dein Wille geschehe – Szene am Ölberg von Manfred Priester - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs

Am Karfreitag gedenken wir des Leidens und Sterbens Jesu. Zur sechsten Stunde - also zu Mittag - wurde Jesus wie ein Verbrecher gekreuzigt, und zur neunten Stunde hat er sein Leben mit den Worten „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30) in die Hände seines Vaters zurückgelegt. 

Doch Jesu Kreuzweg ist noch nicht zu Ende. Denn er leidet in allen Menschen, die heute leiden und ein schweres Kreuz zu tragen haben, weiter. Und dieses Kreuz hat tausend Namen und Erscheinungsformen. Und es ist immer schwer, sodass wir es loswerden möchten. Doch wer sein Kreuz im gläubigen Aufblick zum Gekreuzigten trägt und zu tragen bereit ist oder auch für jemanden aufopfert, der trägt es nicht umsonst. Denn das Kreuz ist auch heute nicht das Letzte, sondern das Vorletzte. Das Letzte ist die Auferstehung - auch für uns!

 

Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe. An diesem Tag verweilen die Christinnen und Christen am Grab Jesu und erwartet mit gläubigem Herzen seine Auferstehung. Das Beten der Kirche betrachtet an diesem Tag das Hinabsteigen Jesu in das Reich des Todes. Bildlich gesprochen steigt Jesus hinab in die Unterwelt und führt die Verstorbenen aus dem Reich des Todes zur Auferstehung. 

 

In der Osternacht feiert die Kirche das „Pascha“, den Durchgang Jesu vom Tod zum Leben. Dieser einmalige Gottesdienst in der Nacht oder am Ostermorgen ist der Hauptgottesdienst des ganzen Kirchenjahres. Wir gedenken dabei der Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten. „Denn dies ist die Nacht, in der die Glaubenden von der Hoffnungslosigkeit zur Hoffnung, von der Trauer zur Freude, von der Bedrängnis in die Freiheit, vom Tod zum Leben geführt werden“, wie es das Gotteslob (Nr. 311) formuliert. 

 

 

Fastenkrippe aus Salzburg von Bert Stoll - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs
Fastenkrippe aus Salzburg von Bert Stoll - Foto Verband der Krippenfreunde Österreichs

Ostern ist der Urfeiertag der Christenheit. Vierzig Tage haben sich die Gläubigen in der Fastenzeit - besser gesagt: in der Österlichen Bußzeit“ - darauf vorbereitet. Zum Zeichen der Freude über die Auferstehung Jesu läuten wieder die Glocken, die seit dem Gloria der Abendmahlsmesse geschwiegen haben. Freudig singen wir wieder das Halleluja, den Siegesgesang der erlösten Christenheit. Weil Jesus die Fesseln des Todes gebrochen hat und auferstanden ist und lebt, dürfen auch wir leben! 

So gesehen ist Ostern das Fest des Lebens schlechthin! Da Jesus lebt, dürfen auch wir Hoffnung haben und zwar über den Tod hinaus. Wir müssen zwar auch nach Ostern mit dem Bösen in der Welt - mit Tod und Terror, Krieg und Verbrechen, Krankheit und Kummer, Gemeinheit und Lüge, Schmerzen und Unheil usw. - rechnen, doch siegen wird letztlich nicht das Böse, sondern das Leben! Diese gläubige Gewissheit schenkt uns der Auferstandene, der uns versprochen hat: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben“ (Joh 11,25f)! Das ist der Grund unseres Osterjubels!

 

Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer

Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs