Liebe Krippenfreundinnen!
Liebe Krippenfreunde!
Um den Inhalt des Marienfeiertages im Advent (8. Dezember) besser zu verstehen, beginne ich mit einem Vergleich.
Wenn wir einen Wasserhahn aufdrehen, und gelbes, bräunliches Wasser herausrinnt, dann wissen wir: die Leitung ist verschmutzt, die Wasserrohre sind rostig. Es ist klar: aus einem schmutzigen Rohr kann kein sauberes Wasser fließen. Oder: will ich, dass die Milch sauber bleibt, dann muss auch die Milchkanne sauber sein. D.h.: Der Inhalt eines Gefäßes bleibt nur dann unversehrt und rein, wenn auch die Hülle, die Verpackung, eben das Äußere, das diesen Inhalt umgibt, rein, sauber und unversehrt ist! Dies ist eine Erfahrung, die einleuchtet und die wohl jeder schon so oder ähnlich gemacht hat.
Auf dem Hintergrund dieser Binsenwahrheit wage ich nun einen Sprung zum Glaubensgeheimnis des heutigen Festtages. Maria Empfängnis feiern wir oder wie der offizielle Titel lautet: „Hochfest der ohne Erbschuld empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Dies heißt mit anderen Worten:
Maria war vom ersten Augenblick ihres Daseins an frei von jeder Schuld und Sünde. Sie wurde also von ihren Eltern Joachim und Anna unbefleckt, d.h. ohne Erbsünde empfangen.
Wieso dies so war bzw. genauso sein musste, ist leicht einsichtig! Maria sollte ja die Mutter Jesu werden. Dass Gott nun für seinen Sohn die beste, d.h. eine ganz reine, eben eine sündenlose Mutter wollte, ist verständlich, oder? Maria war ja - und jetzt komme ich auf den eingangs erwähnten Vergleich zurück -, gleichsam die Schale, die Hülle, das Gefäß, das Äußere, in dem der Sohn Gottes rein und unversehrt heranreifen und heranwachsen sollte. Für den Besten der Menschen war die Beste der Mütter gerade gut genug!
Deswegen hat Gott Maria von aller Schuld und Sünde bewahrt und dies vom ersten Augenblick ihres Daseins, eben von ihrer Empfängnis an. Und so ehren wir Maria wegen ihrer gnadenhaften Erwählung. Wir grüßen sie als die ganz Reine und Sündenlose, eben als die unbefleckt Empfangene.
Weil also Maria ohne Sünde war, begrüßt sie der Engel Gabriel auch mit den Worten: „Willkommen, du Begnadete, der Herr ist mir dir!“ Und weiter sagte der Engel zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast bei Gott Gnade gefunden!“ - Und genau das feiern wir an diesem Fest: Maria, die voll der Gnade, d.h. ohne Sünde ist! Das bekannte Lied drückt dies so aus: „Ganz schön bist du, Maria. Und der Makel der Erbsünde ist nicht in dir. Du bist der Ruhm Jerusalems, du die Freude Israels. Du die Ehre unseres Volkes, o Maria!“
Maria ist also ein begnadeter Mensch, weil sie vor jener dunklen Kraft, die seit dem Sündenfall von Adam und Eva in der Welt einfach da ist und die die Menschen von Gott trennt, bewahrt blieb.
Erbsünde nennen wir diese dunkle Kraft und Macht deswegen, weil in diesen unbarmherzigen Zusammenhang jeder Mensch hineingezeugt und hineingeboren wird, ganz gleich, ob er will oder nicht. Um es sehr deutlich zu sagen: die Erbsünde ist keine persönliche Sünde; sie ist vielmehr ein Stück Erbgut, das uns durch die Ursünde unserer Ureltern belastet.
Gott aber will nicht, dass wir dieser zerstörenden Macht, diesem Hang zum Bösen erliegen! ER wollte vielmehr die Harmonie mit uns Menschen wiederherstellen. Und damit hat er mit Maria begonnen. So gesehen, ist sie gleichsam die Neuschöpfung des Menschen. Und was das Erfreuliche dabei ist: was Gott an Maria getan hat, das hat er auch an uns getan, und zwar in der Taufe!
In der Taufe hat Gott auch uns als seine geliebten Kinder angenommen. In der Taufe hat er uns von der Erbschuld befreit. In der Taufe hat er uns seine grenzenlose Liebe geschenkt. So wie er es an Maria getan hat.
Als neuer Mensch also ist uns Maria ein Vorbild! - Gott aber will keine Supermenschen und auch keine makellosen und perfekten Wesen, sondern dass wir an uns arbeiten und IHM in unserem Leben eine Chance geben.
Maria war zweifelsohne ein begnadeter Mensch! Wir kennen begnadete Künstler, begnadete Musiker, Dichter, Maler usw. Als Christinnen und Christen sind wir alle begnadete Menschen, weil Gott mit uns ist. Darin besteht unsere größte Würde, unsere Auszeichnung und auch unsere Schönheit.
Apropos Schönheit: damit meine ich nicht unser Äußeres, unsere Figur und unser Auftreten, sondern vielmehr die sog. innere Schönheit, die Schönheit des Herzens, die einen Menschen auszeichnet, der mit sich selber im Reinen ist, weil er aus der Verbundenheit mit Gott sein Leben gestaltet und von daher auch ganz Ohr ist für seine Mitmenschen.
Ein solcher Mensch muss Maria wohl gewesen sein: imponierend und faszinierend! Ein Mensch also, der uns Vorbild ist! Und so ehren und verehren wir sie nicht nur an ihrem Festtag im Advent! Und wir preisen Gott, der Großes an Maria - und in der Taufe auch an uns - getan hat!
Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer
Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs